Bitte recht freundlich: Dentalfotografie

Schön, wenn man sein Hobby als Zahnarzt in den Beruf integrieren kann: Mancher Freizeitfotograf wird die raffinierte Technik der Dentalfotografie zur Dokumentation und Kommunikation begeistert nutzen. Damit brauchbare Aufnahmen auch allen anderen gelingen, hier ein paar Tipps und Tricks.

Was ist dentale Fotografie?

Die Dentalfotografie gehört inzwischen in vielen Zahnarztpraxen zum Arbeitsalltag. Mittels Kamera werden die Mund- und Kieferverhältnisse der Patienten festgehalten, entweder als Foto oder auch als Video.

Welchem Zweck dient Dentalfotografie?

Nützlich ist das in zwei Themenbereichen:

Zur Dokumentation

  • der Ausgangssituation vor Therapiebeginn, wichtiger Zwischenschritte und des Behandlungsergebnisses; dies kann vor allem bei ästhetisch anspruchsvollen Patienten hilfreich sein oder aus forensischen Gründen.
  • von klinisch relevanten Befunden, etwa von Mundschleimhautveränderungen
  • zur Therapieplanung als Nachweis gegenüber der Krankenkasse
  • zur Gutachtenerstellung
  • als Verlaufsdokumentation durch dentale Fotografie

Zur Kommunikation

  • ­bei der Patientenberatung, etwa zur individuellen Darstellung der Behandlungsziele
  • mit dem zahntechnischen Labor (Farbeffekte und Farbintensität, Lachlinie, Profil)
  • zum kollegialen Austausch mit Behandlungspartnern

Videoaufnahmen durch den Zahnarzt eignen sich besonders, um Veränderungen beim Sprechen und Lachen des Patienten festzuhalten und zu analysieren.

Tut es für Dentalfotografie auch ein Handy?

Das Smartphone hat jeder zur Hand, die Bedienung der Handykamera ist denkbar einfach. Für den Zahnarzt gibt es zudem eine spezielle App, die mit einem entsprechenden Aufstecksystem funktioniert. Dennoch bleibt das eher eine Notlösung, die nicht zu hochqualitativen Aufnahmen bei der Dentalfotografie führt. Das Gleiche gilt für Kompakt- und sogenannte Bridgekameras, die eine Mischform zwischen Ersteren und den Spiegelreflexkameras darstellen.

Braucht man zur Dentalfotografie also eine extra Kamera?

Goldstandard in der intraoralen Fotografie ist die digitale Spiegelreflexkamera. Sie ist für Makrofotografie und Porträtfotografie gleichermaßen geeignet. Vorteile dieser Geräte sind:

  • Sie haben als Benutzer volle Kontrolle über alle Einstellungen, können also manuell wählen und somit Aufnahmen nach einheitlichem Standard erzeugen.
  • Sie erreichen optimale Ergebnisse durch hohe Bildqualität.
  • Sie haben viele Möglichkeiten, das Equipment zu erweitern.

Wer privat über eine solche Kamera verfügt, sollte sich für die Zahnarztpraxis dennoch ein eigenes Gerät zulegen. Erstens ist es dann immer dort, wo es gerade benötigt wird, und zweitens ist es als Praxisanschaffung steuerlich absetzbar. Zu bedenken ist auch der hygienische Aspekt: Eine Fotokamera ist nur sehr bedingt desinfizierbar.

Was der Zahnarzt für die Dentalfotografie an Ausrüstung benötigt

Die wichtigsten Parameter sind das Objekt und die Lichtquelle. Für Makroaufnahmen, wie sie in der dentalen Fotografie überwiegend benötigt werden, ist ein Festbrennweiten-Makroobjektiv von 100 bzw. 105 mm angeraten. Eine Brennweite von 60 mm ist dagegen optimal für Porträtaufnahmen in der Zahnarztpraxis.

Als Lichtquelle ist ein LED-Dauerlicht einsetzbar, das den Mund gut ausleuchtet. Hier ist jedoch keine Farbtreue gegeben. Bei zu geringer Lichtausbeute leidet im Übrigen die Bildqualität. Besser geeignet ist für die digitale Dentalfotografie ein Blitzlicht. Man unterscheidet dabei zwischen Ring- und Lateralblitz.

 VorteileNachteile
Ringblitz– kostengünstig
– leichte Montage
– einfache Bedienung
– Ausleuchtung schattenlos und direkt
– gute Farbwiedergabe
– kontrastarmes Bild
– Gefahr störender Reflexionen im Bereich der Frontzähne
Lateral- oder Zangenblitz– Ausleuchtung von der Seite, dadurch Schattenwurf mit plastischer, dreidimensionaler Wirkung
– kontrastreiches Bild

schwierige Bedienung, um den Blitz je nach Situation optimal auszurichten

Fazit: Obwohl Zahntechniker den Lateralblitz bevorzugen, ist für den Einsatz in der Zahnarztpraxis der unkompliziertere Ringblitz zu empfehlen.

Weiteres Equipment für die intraorale Fotografie in der Zahnarztpraxis

Daneben ist ein Wangenhalter aus Kunststoff oder Metall für die Dentalfotografie unverzichtbar, um die Mundhöhle zur optimalen Ausleuchtung zu öffnen. Beim chirurgischen Einsatz ist auf Sterilisierbarkeit zu achten. Auch ein Lippenretraktor ist hilfreich.

Außerdem kann ein Mundspiegel gute Dienste leisten, um die hinteren Molaren oder Okklusalflächen darzustellen. Er sollte über einen langen Griff verfügen und durch spezielle Oberflächenversiegelung gegen Beschlagen geschützt sein. Lassen Sie sich bei der Anschaffung vom Spezialisten beraten, damit ein harmonisches Zusammenspiel zwischen

Spiegel und Retraktor möglich ist.

Tipp: Die Ausrüstung für die Dentalfotografie kann man in Fotogeschäften erwerben, die darauf spezialisiert sind. Manche bieten bereits fertig zusammengestellte Sets an und entsprechende Kurse für das intraorale Fotografieren. Wobei wir beim nächsten Thema wären …

Man muss kein Fotograf sein für digitale Dentalfotografie …

… aber wissen, wie es geht. Denn ein bisschen Know-how ist schon nötig, um optimale Aufnahmen zu erzielen. Das beste Ergebnis erreicht der Zahnarzt beim Fotografieren mit der manuellen Einstellung des Aufnahmemodus, also „M“. Belichtungszeit und Blende lassen sich nun händisch wählen. Die Blende bestimmt dabei die Schärfentiefe.

Achten Sie außerdem auf:

  • eine gute Bildaufteilung, Wichtiges also zentrieren.
  • achsengerechte Ausrichtung, sodass die optische Achse in der Okklusionsebene liegt. Das Gitternetz im Sucher hilft dabei.
  • eine Standardisierung Ihrer Aufnahmen. Am besten gelingt das mit einem Fotoprotokoll, in dem Sie die Kameraeinstellungen jederzeit reproduzierbar vermerken.

Hier noch ein paar Tipps für den optimalen Ablauf der Dentalfotografie:  

  • Entwickeln und etablieren Sie einen individuell an Ihre Praxis angepassten Workflow, wie Sie die Dentalfotografie in Ihren Behandlungsablauf einpassen möchten.
  • Dazu gehört auch die griff- und einsatzbereite Kamera samt Equipment. Einen geladenen Ersatzakku und einen zweiten Speicherchip unbedingt bereithalten.
  • Achten Sie auf eine einwandfreie Zahnkosmetik Ihres Patienten, d.h.: erst Zahnstein und -beläge entfernen, dann fotografieren.
  • Weisen Sie Ihr Team in den festen Ablauf ein. Sie sollten bei der Dentalfotografie immer jemanden zur Seite haben, der Ihnen – etwa mit dem Wangenhalter – assistiert. In der Chirurgie gilt: Als Operateur niemals selbst fotografieren!
  • Der Mund sollte bei der Aufnahme frei von überschüssigem Speichel und von Blut sein.
  • Am besten hält der Patient den Mundspiegel selbst, das verleiht ihm das Gefühl der Kontrolle – günstig vor allem bei Patienten mit starkem Würgereiz.