So wandelt sich das Berufsbild in der Zahnmedizin

Die medizinische Versorgungslandschaft ändert sich und mit ihr das Berufsbild von Ärzten und Zahnärzten. Ist die Selbstständigkeit noch immer der Königsweg oder geht der Trend hin zu attraktiven Alternativen? Wie wird sich der zahnmedizinische Beruf zukünftig entwickeln?

Freiberuflicher Zahnarzt – bin ich so frei?

Die Freiberuflichkeit von Zahnärzten trägt dazu bei, Patienten frei von Sachzwängen beraten zu können. Umgekehrt ist sie aber auch für den Ausübenden so attraktiv, dass sie lange Zeit sogar ausschlaggebend war für die Berufswahl. Die Vorteile liegen auf der Hand: sich selbst zu verwirklichen, frei zu entscheiden und unabhängig zu sein. Theoretisch zumindest. Denn äußere Zwänge, etwa rechtlicher und wirtschaftlicher

Natur, gibt es ja trotzdem. Und: Freiheit wird oft durch zusätzliche Bürden wie eine höhere Verantwortung erkauft.

Als Zahnarzt selbstständig – und trotzdem kooperativ

Von allen Möglichkeiten, den zahnmedizinischen Beruf auszuüben, ist die Selbstständigkeit die attraktivste. Die klassische Form ist die Einzelpraxis. Sie bietet die größtmögliche Entscheidungsfreiheit, etwa was die Ausgestaltung der Arbeitsprozesse anbelangt, die größten Chancen persönlicher Selbstverwirklichung, freie Arbeitszeitgestaltung und immer noch gute Verdienstmöglichkeiten.

Kooperationsformen sind eine effiziente Möglichkeit, die Vorzüge der Selbstständigkeit zu nutzen und sich dennoch in ein Team einzubringen: z.B. in einer BAG oder einer Praxisgemeinschaft.

Selbstständigkeit, heißt das: selbst ständig arbeiten?

Bei allen Vorteilen bringt die Selbstständigkeit auch Nachteile mit sich, vor allem der bürokratische Aufwand und das hohe finanzielle Risiko. Schließlich schläft die Konkurrenz nicht, schon gar nicht in Großpraxen oder im Ausland, das Patienten mit günstigen Angeboten lockt.

Spezialisierungen allein bieten zwar Chancen, eine eigene Nische mit guten Honoraraussichten zu finden. Doch die Work-Life-Balance kann auch dann kritisch aussehen. Was nutzt schließlich die freie Arbeitszeitgestaltung, wenn sie sich aufgrund des extremen Leistungsdruck nicht durchsetzen lässt?

Verlockende Alternative? Als Zahnarzt angestellt sein …

Keine Frage: Für Ärzte ist die Anstellung in einem Krankenhaus immer eine Möglichkeit. Bei Zahnärzten eher weniger. Freie Stellen an Zahnkliniken sind deutlich seltener, und noch vor 30 Jahren war eine Anstellung in einer Praxis oder einem MVZ undenkbar. Inzwischen hat sich das geändert. Seit 2015 können auch Zahnärzte ihre Praxis als MVZ betreiben und hier angestellte Kollegen beschäftigen.

Der angestellte Zahnarzt verzichtet zwar auf viele Freiheiten, die sich in der Einzelpraxis bieten, dafür bezieht er jedoch ein festes Gehalt. Dabei bieten sich zwei Vergütungsmodelle an: ein fixes Zahnarztgehalt – was große Planungssicherheit gewährt! – oder eine Kombination mit einer Umsatzbeteiligung.

Besonders attraktiv erscheint die Festanstellung für alle Angestellten, die in Teilzeit arbeiten möchten.

Ein Blick in die Zukunft der Zahnarztpraxen

Die Selbstständigkeit dürfte die vorherrschende Berufsausübungsform bleiben. Studien wie die der apoBank zum Zukunftsbild der Heilberufler zeigen das. Daneben zeichnet sich für die Zukunft das rapide Fortschreiten folgender Tendenzen ab: Kooperation, Spezialisierung und Digitalisierung.

Der Zeitpunkt der Selbstständigkeit nach dem Studium dürfte sich ins spätere Lebensalter, etwa Mitte Dreißig, verschieben, da die Existenzgründer mehr Berufserfahrung sammeln möchten. Die Zahl der Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften und MVZ wird sich weiter etablieren und einen festen Anteil der Versorgung ausmachen.

Spezialisierungen im Sinne von Facharztausbildungen oder Studiengänge mit Master-Abschluss werden immer noch zunehmen, vor allem Kieferorthopädie, Oralchirurgie und weitere Schwerpunktpraxen. Das bringt auch höhere durchschnittliche Verdienstmöglichkeiten mit sich.

Auch die Digitalisierung, die bereits in vollem Gang ist, wird noch weiter an Gewicht gewinnen. Zahnärzte brauchen zwar erst einmal nicht zu befürchten, dass Computer ihre Arbeit übernehmen werden, jedoch durchdringt die Digitalisierung immer mehr Bereiche der Dokumentation, Datenhaltung und –übermittlung, dentaler Befundung, Verwaltung usw.

Die betriebswirtschaftliche Beratung der ABZ eG unterstützt Sie zudem umfassend, anbieterunabhängig und produktneutral bei Entscheidungen in Ihrer Berufsausübung. Direkt, persönlich vertraulich und individuell.