Zahnschmerzen durch psychischen Stress

Lange schon ist klar, dass Zahnschmerzen auch psychosomatischer Natur sein können. Die Vielfalt an verschiedenen Problemen an Zähnen und Zahnfleisch, die durch die Psyche und Stress ausgelöst werden können, ist sicher noch nicht komplett ursächlich erforscht. Aber eines ist klar: So unterschiedlich wie die Zusammenhänge ist auch die Behandlung der Beschwerden.

Die Symptome psychosomatischer Zahnschmerzen

Es gibt bei den Ursachen für psychosomatische Zahnschmerzen einen direkten und einen indirekten Weg. Zähneknirschen ist beispielsweise – außer wenn ein Fehlbiss vorliegt – meist relativ eindeutig eine direkte Folge von psychischem Stress: Betroffene pressen zum Stressabbau die Kiefer zusammen und verschieben sie gegeneinander – sie beißen sprichwörtlich die Zähne zusammen oder verbeißen sich in ein Problem.

Indirekte psychosomatische Ursachen für Zahnschmerzen

Bei anderen stressbedingten Erkrankungen sind die Probleme an den Zähnen oft eine indirekte Folge. Denn Stress verändert beispielsweise den Speichel: Zum einen verringert sich stressbedingt der Speichelfluss, was die Zähne auf Dauer empfindlicher für Karies machen kann. Zudem ändert sich durch psychischen Stress die Zusammensetzung des Speichels. Dies kann – auch in Kombination mit der Veränderung des natürlichen Gleichgewichts beim oralen Mikrobiom durch Stress – zu Gingivitis und Parodontose führen. 

Weitere Faktoren bei Zahnschmerzen aus Sicht der Psyche

Zahnprobleme können neben ganz normalem beruflichem oder privatem Stress auch durch Angsterkrankungen oder Depressionen entstehen oder durch sie verstärkt werden. Zudem zeigten Studien, dass erhöhter Stress dazu führt, dass die Betroffenen ihre Mundhygiene vernachlässigen. Fast jeder hat im Laufe seines Lebens die eine oder andere Phase, in der er stressbedingt Probleme im Mundraum bekommt – von empfindlichem Zahnfleisch, das leicht blutet, über Phasen, in denen man mit den Zähnen knirscht, ohne dass man es selbst spürt und nur der Partner es hört, bis hin zu schweren craniomandibulären Dysfunktionen (CMD), Prothesenunverträglichkeit oder anhaltenden Schmerzen in einem oder mehreren Zähnen ohne erkennbare medizinische Ursache.

So erkennt man die Psychosomatik bei Zahnschmerzen

Für Zahnmediziner ist es oft schwer in einem frühen Stadium zu erkennen, ob Zahnschmerzen durch psychische Probleme verursacht oder verstärkt werden. Vor allem Patienten, die nicht regelmäßig zu Kontrollen oder Zahnreinigungen erscheinen, sind noch schwieriger zu befunden. Sind die Zähne noch nicht offensichtlich geschädigt – etwa durch den Abrieb beim Knirschen – muss der Zahnarzt schon sehr genau hinhören und auf Zwischentöne achten, wenn er sich nach dem allgemeinen Befinden erkundigt.

Die Behandlung von Zahnschmerzen mit psychischen Ursachen

Neben der rein zahnmedizinischen Versorgung – etwa verschiedenen Schienen bei Bruxismus – hat der Zahnmediziner nur die Möglichkeit, das Thema der psychischen Ursache von Zahnschmerzen bei dem jeweiligen Patienten anzusprechen. Dabei ist Sensibilität gefragt. Ein wertvoller Hinweis für den Patienten kann die Auskunft sein, dass Zahnbeschwerden chronisch werden, wenn sie länger anhalten: Das bedeutet, dass die ursprünglichen stressenden Auslöser zwar nicht mehr offensichtlich sind, die Schmerzen aber weiter bestehen. Neben der Behandlung der Zahnprobleme kann hier eine muskuläre Entspannung von Kiefermuskulatur und Nacken in Form von Krankengymnastik oder Massagen (etwa bei CMD) angebracht sein. Die Stressbewältigung selbst kann durch Psychotherapeuten erfolgen sowie durch Kurse zur Schulung von Entspannungstechniken. Wichtig dabei ist, den psychischen Problemen nicht nur etwas entgegensetzen zu wollen, sondern sie wirklich zu verarbeiten.

Kompetente Unterstützung bei Zahnschmerzen durch psychischen Stress

In Berlin gibt es ein fachübergreifendes Projekt der Zahnärzte- und der Psychotherapeutenkammer. Deren Broschüre ist kostenlos herunterzuladen.
Laut der Bayerischen Landeskammer der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (PTK) sind 20 Prozent der Patienten, die mit Beschwerden in die Zahnarztpraxis kommen, psychisch beeinträchtigt. Zahnärzte können ihren Patienten alleine mit dieser Information helfen. So wissen diese, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind. Eine unterstützende psychotherapeutische Behandlung zeigt laut Studien gute Erfolge.